IBBENBÜREN. Der sympathische Mann im anthrazitfarbenen Business-Anzug kann mit einfachen Worten erklären, was da tagtäglich passiert in dem Chemieunternehmen unweit vom Mittellandkanal gegenüber der Akzo: „Wir verflüssigen Eisen“, sagt Tom de Clercq (52; Geschäftsführer Sidra Wasserchemie GmbH). Er sagt es mit dem augenzwinkernden Lächeln eines Mannes, der Industrie-Chemie studiert hat. Natürlich liefert er sofort die Aufklärung dieses kleinen Scherzes: „Bei uns werden aus Eisen Spezialprodukte hergestellt, die man zur Reinigung und Aufbereitung von Wasser z.B. in Kläranlagen nutzen kann“, schiebt er mit nur ganz leicht hörbarem Akzent hinterher. Der Sidra-Chef pendelt zwischen seinem Familienwohnsitz nahe dem belgischen Antwerpen und seinem Arbeitsort in Ibbenbüren, wo er an mehreren Tagen pro Woche die gastlichen Angebote wechselnder Hotels nutzt. Viel Fahrerei...
Für de Clercq nichts Neues: Schon seit 2009 ist er regelmäßig hier tätig, seit 2010 fungiert er als Geschäftsführer. Und er kennt natürlich die Historie der lokalen Sidra Wasserchemie. Die Firma hat der aus Schweden stammende Ingenieur und immer noch Inhaber Lars Rennerfelt 1981 in Ibbenbüren auf die grüne Wiese gestellt. „Der Standort wurde gewählt, weil hier Chlor hergestellt wird“, erklärt de Clercq. Damals hieß der Chlor-Hersteller noch ECI, heute heißt das Joint-Venture von Akzo und Evonik Neolyse Ibbenbüren GmbH. Von dort aus wird per Pipeline unter dem Kanal durch Chlor an die Sidra Wasserchemie geliefert – eine jahrzehntelange Geschäftsbeziehung.
Die Produkte
Chlor ist die unabdingbare Grundlage der Produktion bei der Sidra. Da werden – siehe oben – eine Handvoll von flüssigen Spezialprodukten (u.a. Eisen-III-Chlorid-Lösungen) hergestellt, die für die Reinigung und Aufbereitung von Kläranlagenwasser, von Industrie- und Prozesswasser oder auch zur Trinkwasseraufbereitung genutzt werden. Verarbeitet (verflüssigt) werden – und das jeweils in namhaften Mengen – Eisenerze, die u.a. per Binnenschiff aus Skandinavien geliefert werden. Auch eisenhaltige Beiz-Lösungen aus Verwertungsbetrieben werden als Rohstoffquelle genutzt. „Sekundäreisen“ (die vornehme Umschreibung von Schrott) und Salzsäure sind weitere Bestandteile, die zum Einsatz kommen. „Wir sind zwar ein Chemiebetrieb“, sagt Tom de Clercq, betont aber auch, dass die Sidra „kein Störfallbetrieb“ ist, für den wegen möglicher Gefahren besondere Bedingungen gelten. Dennoch: Sicherheit im Werk und erhebliche Investitionen z.B. in den Brandschutz sind auch bei Sidra wichtig. „Keine Unfälle in der Anlage“ – Sicherheit steht immer im Mittelpunkt.